Konsequenzen
Determiniertheit der physikalischen Welt
Eine weitreichende Konsequenz der Interpretation der quantenmechanischen Wellenfunktion als Materiefeld ist die Determiniertheit der physikalischen Welt. Wenn die Funktion die Materie beschreibt, gibt es keine Zwischenzustände. Es gibt keine Realisierung eines Zustandes erst im Augenblick der Messung. Die Wellenfunktion schnurrt in diesem Moment nicht auf einen Punkt zusammen. Auch spaltet sich die Welt nicht viele Welten auf, in denen die unterschiedlichen Möglichkeiten des Ausgangs des Experiments realisiert sind.Bei einer Messung vollzieht sich ein determinierter physikalischer Prozess zwischen zwei oder mehreren Materiefeldern. Da die Messung, wie wir sie heute kennen, immer ein Prozess auf der atomaren Ebene ist (siehe weiter oben), läuft dieser wie jede andere Wechselwirkung in der materiellen Welt ab. Er verändert in dem Moment, in dem er vollzogen wird, die beteiligten Materiefelder, und zwar genau in dem Moment, in dem die Wechselwirkung geschieht.
Angewandt auf die Schrödinger'sche Katze bedeutet das, dass das arme Tier in dem grausigen Gedankenexperiment tatsächlich so lange lebt, bis die Messapparatur ausgelöst wird. Es gibt keinen Zwischenstand des Tieres zwischen Leben und Tod. Auch wenn wir (zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt) nicht in der Lage sind, tatsächlich im subatomaren Bereich zu messen und dadurch die Wellenfunktion exakt zu berechnen, so läuft das Experiment doch nach den Regeln ab, die über die Ergebnisse der deterministischen Differenzialgleichung vorgegeben sind.
Für uns mag der Tod des armen Tieres in dem Gedankenexperiment mit einer fünfzigprozentigen Wahrscheinlichkeit vorgegeben sein, ob er eintritt oder nicht, hängt aber von der vorgegebenen exakten Versuchsanordnung ab (also davon ob die Wechselwirkung zwischen dem Materiefeld und der Messapparatur stattfindet oder nicht), selbst wenn wir sie nicht exakt vorausbestimmen können.